Mit manchen Stimmen ist es wie mit edlem Wein: Sie werden mit den Jahren immer besser. Dabei ist Magdalena Kožená mit ihren 43 Jahren natürlich nicht alt. Die Ehefrau des Dirigenten Sir Simon Rattle und Mutter dreier Kinder sieht fantastisch aus und hat wohl noch nie derart schön gesungen wie jetzt – seit 2002 ist sie ja immer wieder bei der Schubertiade zu hören.
Bei ihrem Konzert am Mittwochabend in Hohenems zeigte sie sich in stimmlicher Bestform, vielseitig im Ausdruck und allerbester Laune. Vielseitig war auch ihr Programm, das sie in drei verschiedenen Sprachen auswendig vortrug. Es begann mit Liedern von Antonín Dvorák in Koženás Muttersprache Tschechisch, die einen ersten Höhepunkt im Programm bildeten. Ein zweiter war erreicht im Teil nach der Pause mit französischen Liedern von Gabriel Fauré.
Ausdrucksintensiv
Die Melodik dieser beiden Komponisten kommt der so samtigen wie flexiblen Stimme der Sängerin voll entgegen. Im klug gebauten Programm gab es als Gegensatz dazu Liedgruppen, die eher sprachlich orientiert waren und ausdrucksintensiv. Solches liebt die Sängerin, wie es scheint, ganz besonders und setzt dabei auch Gestik, Mimik und Körpersprache ein. Davon braucht es nicht viel bei dieser schönen, charismatischen Frau, um die Atmosphäre, die durch den Stimmklang entsteht, zu unterstreichen. Bei den Mörike-Liedern von Hugo Wolf durchmaß sie einen großen Raum an Themen, vom traumumwölkten „verlassenen Mägdlein“ über die kesse „Nixe Binsefuß“ bis hin zum sarkastischen „Abschied“.
Malcolm Martineau am Klavier zeigte gerade bei Hugo Wolf seine große pianistische Präsenz, ohne sich je in den Vordergrund zu spielen. Die „Ophelia-Lieder“ von Richard Strauss waren vielleicht der Programmpunkt, der am blassesten blieb, während sowohl Sängerin als auch Pianist bei den „Brettl-Liedern“ von Arnold Schönberg zur Hochform aufliefen. Er konnte mit dem komplexen Klavierpart erneut sein Potenzial zeigen. Ihr lag der kabarettistische Zugang und die schräge Erotik dieser Texte sehr. Zudem hatte sie die stimmlichen Möglichkeiten, die gar nicht kleinen Anforderungen an Klangfarben und Ausdrucksformen zu meistern, mehr noch, zu genießen.
Ob das Publikum, in dessen Reihen man gerade in Hohenems immer mehr Vorarlberger sichtet, dieses auch genoss, war nicht auszumachen, denn es blieb merkwürdig unbeteiligt, spendete allerdings am Ende lang anhaltenden Applaus. Dieser wurde mit zwei Zugaben von Dvorák bedankt.
© Anna Mika