Ein stolzer Hengst trabt heran, die Schwerter klirren: Claudio Monteverdi hat mit der Gattung Oper auch gleich die Lautmalerei erfunden. Hochmodern war vor bald 400 Jahren: Eine erstmals energisch in Sechzehntelnoten gezupfte Geigensaite vermittelt Zorn, fallende Sekunden übersetzen das Tropfen von Tränen. Die Aufregung über Monteverdis erregten Stil ist heute ein alter Hut. Es braucht beherzte Interpreten der Gegenwart, die uns zeigen, wie unerhört diese Musik einmal war. Magdalena Kožená und das La Cetra Barockorchester Basel unter Andrea Marcon wissen genau, wie das geht.
Dabei sind weder die tschechische Mezzosopranistin noch das auf historische Aufführungspraxis spezialisierte Ensemble Extremisten der Tonkunst, die übertreiben würden. Die Experten der Alten Musik beleben die Instrumentalwerke eines Marco Uccellini oder Biagio Marini vielmehr mit direkt ins Ohr gehender Geschmeidigkeit, funkelnden Farben und jener Lebensfreude, die für das Menschheitserwachen der Renaissance so typisch ist. Die Kožená deutet den Text der Ottavia-Arien aus Monteverdis "L'Incoronazione di Poppea" mit jeder Faser ihres Sängerkörpers hoch sensibel und klug aus. Herrlich rollt sie das italienische R in "martiri" und "tormento" – von welchen Schmerzen die verschmähte Gattin des Kaiser Nero singt, versteht einfach jeder. Kaum nötig war deshalb am Montag in der Musikhalle, dass Monteverdis Minioper "Il combattimento di Tancredi o Clorina" als szenisches Menü mit antikem Federbusch und doppeltem Schwert angerichtet wurde. Die mit Spielwitz gesegnete Magdalena Kožená schafft es dennoch locker, vokal und darstellerisch zwischen Erzähler, Kreuzritter und schöner Sarazenin hin- und herzuspringen. Monteverdis Modernität beweisen seine Spätfolgen – die ins Programm geschmuggelten dekonstruierenden Vokalvirtuositäten von Luciano Berio.
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