Magdalena Kožená ist das Gegenteil einer Primadonna. Immer noch wirkt die tschechische Mezzosopranistin bescheiden, fast schüchtern, wenn sie in der Frankfurter Alten Oper auf der Bühne steht.
Es scheint auch nicht zu helfen, wenn hochkarätige Begleiter ihr zur Seite stehen, diesmal: Ehemann Simon Rattle am Flügel und Top-Kammermusiker mit Solokarrieren.
Dennoch: Das Ehepaar Rattle/Kožená musiziert gerne gemeinsam in der Öffentlichkeit. Spielfreude, Humor, Neugier auf Raritäten, all das war auch jetzt beim ersten ihrer drei Auftritte in der Alten Oper zu spüren, die Magdalena Kožená beim Fokus-Festival gab. Ebenso spürbar waren aber auch die Grenzen der Sängerin: Ihre oft irritierend vibratolose Stimme lässt sich einsetzen wie ein Instrument, besitzt lyrische Klarheit und innige Wärme. Die Deutung von Werken aber, die dramatische Zuspitzungen verlangen, wie Richard Strauss’ Ophelia-Lieder, ist ihre Sache nicht. Da fehlen starke Farben und selbstbewusster Ausdruck.
Dabei umringten sie erlesene Begleiter: Daishin Kashimoto ist Erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, Amihai Grosz expressiver Bratschist ebenda und Andrew Marriner Top-Klarinettist des London Symphony Orchestra, um nur einige zu nennen. Ganz zu schweigen von Gentlemen-Gatte Sir Simon am Steinway, der mit sichtlicher Freude den Kammermusiker gab. Im Gepäck hatte Kožená exquisite Fundstücke von Chausson, Ravel und Brahms. Und selten Gehörtes von Strawinsky – ideal für ihren Mezzo, wie der Russe in seinen Shakespeare-Liedern die Stimme neben Flöte, Klarinette und Viola quasi instrumental einsetzt.
Nach der Pause brillierte die Tschechin in ureigenem Terrain. Zu Leoš Janáceks von ihr plastisch-ulkig kredenzten „Kinderreimen“ stürmten die restlichen Musiker zwei Mal herein, sangen lautstark vom Blatt und ernteten Lachsalven. Abschließend überzeugte Kožená mit ausgewählten Liedern von Dvorák, allen voran mit dem innigen „Die Mäherin“. Zum Finale verließ das amtierende Königspaar der Musik nach zwei Zugaben umjubelt die Bühne.
Von BETTINA BOYENS