Zu bejubeln gäbe es eigentlich nichts in dieser Oper des Sonnenkomponisten Marc-Antoine Charpentier. Die Titelheldin tötet ihre Kinder. König Créon endet im Wahnsinn und erschlägt den unerwünschten Schwiegersohn Oronte. Seine Tochter Créuse wird in Médées Glitzerkleid vergiftet, das Jason seiner neuen Geliebten umgehängt hat. Eine Opéra des Schreckens zum Stoff aus der griechischen Mythologie.
Ein Kontrast zur Tragödie nach Thomas Corneille ist die schöne Musik, die bald verliebt, bald entflammt, bald eifer- und rachsüchtig mit dem Chor der Geheimpolizei und der Unterwelt im Parkett die Kehlen der Sänger zur Verzückung beziehungsweise zur Verzweiflung treibt; allen voran die Brünner Mezzosopranistin Magdalena Kozena, eine der besten in ihrem Fach der barocken Koloratur. Sie kehrt den Spiess um und wird zur Heldin des Abends, die sich an Jasons Schwächen rächt. Ihre überragende Stimme drückt auch ihren Sieg über den Verrat aus.
Dank dem Barockspezialisten Andrea Marcon am Pult des auf der Seitenbühne musizierenden La Cetra-Orchesters gastiert der Star Kozena immerhin in den ersten fünf der 19 (!) Vorstellungen. Ab 1. Februar übernimmt die am Opernstudio Basel szenisch weitergebildete Pariser Mezzosopranistin Solenn’ Lavanant-Linke die Titelpartie. Durchwegs ebenbürtig sind die Partien von Jason bis Nérine besetzt so mit dem kernigen Bass des Genuesers Luca Tittoto als Créon, dessen Entblössung ihn zum Wahnsinn treibt.
Mit der Schweizer Erstaufführung der Barockoper in der französischen Originalsprache hat das Theater Basel am Ende der Aera Georges Delon nochmals Weltklasse gezeigt. Eine Aufführung, die für eine Pariser Opéra reif wäre. Der Premierenapplaus war nicht enden wollend und bezog das Regieteam mit Nicolas Brieger als Inszenator ohne Buhs und wenn und aber mit ein.
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